Erläuterung /Bericht zum gemeinsamen Vorhaben  Bergexpedition Aconcagua 2018
genauer Beschreibung :
Edgar Nönnig
Abenteuer am höchsten Berg Südamerikas
Bergfahrten in Südamerika 2007 u. 2018
Altenburger  Geschichts- und Hauskalender 2020 , E. Reinhold Verlag S.9; 194-201

01.02.-17.02.2018      mit Peter Kölbel  aus  Gutach - Bleibach

Vorbemerkung

Wir hatten zu zweit unsere Tour selbst organisiert (inklusive Permit-Besorgung). In den meisten Fällen ist es jetzt üblich, sich (bezahlt) Bergführern anzuvertrauen und  quasi die Verantwortung abzugeben und 
viele Leistungen nicht mehr selbst  zu leisten wie Zeltantransport, Einrichten von Lagern,  Getränkeerzeugung  und Essenversorgung und viele Transportarbeit nach oben und wieder zurück.
Die Aufgabe des schrittweise  Hocharbeitens an den Lagern  haben wir selbst erledigt. So mussten wir 3 mal  auf die  Höhe des nächsten
Lagers Canada bei 5050 m  mit Zelt und  Material auf- und absteigen, das Lager einrichten und dann später  wieder  alles  zum  5500 m hoch gelegenen Lager Nido de Condores transportieren. Bei von Guides betreute Gruppen haben Clienten meist nur ihr Tagesmarschgepäck zu tragen, also Wetterkleidung, Schlafsack, Proviant und Getränke und am Ziel  der Tagesetappe wird man bekocht  bzw. erhält Provianttagesrationen.
Schätzungsweise 80% der Bergaspiranten ersteigen so den Berg. Es gibt doch noch viele "Einzelkämpfer" wie wir, die das indivduell praktizieren.  Man erkennt sie in den Lagern meist an den verstreuten kleinen Einzelzelten. Mit vielen dieser Bergsteigern führten wir gute und freundschaftliche Gespräche und erfuhren wir wertvolle Hinweise.  Aber auch vom  Personal der großen Bergsteigerbetreuungen wurden wir oft   freundlich und dankbar unterstützt, z. B. wurden auch mal zum Essen eingeladen  und durften vor allem am Basislager ihre Klos benutzen. Zu benennen sei da die  Companies  AMC und Langos.
                                                          ------------------------------------------------------------------------------------------------

Nachdem mein Bergpartner Peter Kölbel  2015 und 2016 gemeinsam  mit mir  Berge in  Bolivien bzw. Peru und Bolivien  besuchten
und Bergtouren zwischen 5000 m und 6000 m  im alpinien Stil unternommen hatten  ( 2-3 Tage Besteigungszeit ) mit Ausgangspunkt
oder Zwischenstation Hütte:

-  Cerro Austria, Cordillera real,  5321 m
-  Huayna Potosy, Cordillera real, 6088 m
-  Chakaltaya, Cordillera real, 5395 m
-  Chachani, bei Aeriquipa,  6055 m,
hatten wir uns diesmal eine Bergtour im Expeditionsstil vorgenommen.   Bei Besteigungen  von Bergen ab ca. um 7000 m  kann man nicht mehr davon
ausgehen , dass  man in wenigen oder vielleicht nur einer Tagesetappe sein Gipfelziel erreicht.
Man benötigt  Planung und logistischen höheren Aufwand,  Materialtransport, mehrere Zwischenlager, längere Akklimatisation.
Da diese Berge meist etwas  von menschlichen Siedlungen abgelegen sind,  benötigt man in der Regel längere Anmärsche.
Der höchste Berg Südamerikas, der Aconcagua ist  ein solcher Berg, obwohl ihm einige Meter bis zur 7000 m Marke fehlen (6962 m).

2007 war ich mit  Bergpartner Heinz Göbel bereits einmal vor Ort, wir mussten damals aber unseren Versuch bei ca.5700 m abbrechen, vom Lager Nido de Condores  zum Lager Berlin weiter aufzusteigen, wegen beginnenden Schneefalls und Wetterverschlechterung. Aus Zeitgründen sind wir damals danach abgestiegen, weil wir dann mit mehreren Tagen  Wartezeit rechnen mussten.

Nun 11 Jahre danach  war ich zusammen mit  Bergfreund Peter Kölbel nochmals aber jahreszeitlich etwas später aufgebrochen und wir hatten uns mehr Zeit reserviert, aber die Genehmigung  hatten wir  für  die etwas ungünstigere Übergangszeit  (Februar) beantragt, bei der das Wetter in der Regel  etwa weniger optimal bzw. stabil ist. In der Hauptperiode (15.12.-31.1.)
kostet die  Genehmigungsgebühr für die Normalroute  800 US$ , dann ab Februar nur noch 582 US$.
Am 1.2. sind wir  vom Parkeingang in den Aconcagua Nationalpark  aufgebrochen und hatten für 20 Tage  das permit.
Der Aufstieg  über die  verschiedenen Hochlager führt zum Aconcagua über eine besonders  lange Anmarschroute. Allein bis zum Basislager Plaza de Mulas beträgt die Anmarschstrecke 28 km mit einer Höhendifferenz von  ca. 1500 m (Parkeingang  Horcones 2876 m  bis  Plaza de Mulas 4360 m).
In der Regel  nutzen die Begeher der Normalroute Maultiertransporte um ihre Ausrüstung  ins Basislager zu transportieren, so dass man mit dann sich mit leichtem Gepäck auf den Weg machen kann. So auch wir denn wir hatten u.a. 2 Zelte, und Proviant, sowie schwere Bergschuhe. Wenn auch mit leichtem Gepäck laufen aber nur wenige  auf einmal die gesamte Strecke durch. Sinnvoll ist es,  zunächst nur bis zum  Camp Confluencia (3450 m) aufzusteigen, dort zu nächtigen und  an einem weiteren Tag  einen Aklimatisationsaufstieg zum Lager Plaza Francia 4228 m (12 km hin und 12 km zurück) zu unternehmen und dann nochmals in Confluencia zu übernachten.
Das taten wir auch, stiegen aber  am 2. Tag  auf dem Weg zum Lager Confluencia bis  zum  Mirador  Plaza Francia  auf und hinterher ab.
Das ist eine sehr schöne  Route mit  ganz tollen  Ausblicken auf die vereiste Aconcagua - Südwand  und den  Gletscher Vadretto  de Horcones  Inferior.
Wir  übernachteten in Confluencia in einem festen Kuppelzelt.


Camp Confluencia  3450 m
Horcones Gletscher und Aconcagua Südwand

Von der Park Ranger Station hatten wir außerdem den Auftrag bekommen, uns im Lager Confluencia  einem medizinischen Check zu stellen
und dies im permit  bestätigen zu lassen. U.a. sollten  Blutwerte dabei bestimmt und ermittelt werden, wie angepasst wir sind.
Der Arzt,  der diese Untersuchung durchführen musste,  war aber an unsere 2. Tag völlig überfordert und  es bildete sich bis in die späten Abendstunden
eine nicht abnehmende Schlange von Wartenten an der Arztbaracke. Da am nächsten Tag der nächste Aufstieg zum base camp ein sehr langer werden würde und wir guten Schlaf vorher brauchten, verzichteten wir  auf die ärztliche Untersuchung,  was ein wenig riskant schien aber  dann doch keine Rolle weiter spielte.
Wir wussten lediglich nicht medizinisch, wie es um unsere Anpassung stand´und mussten uns selbst weiter beobachten.

Der Fußmarsch bis zu Plaza de Mulas beanspruchte uns 13,5 h bei große Hitze. Ganz zum Schluss in Sichtweite des Ziels tat sich noch eine Baierre auf, denn die letzte Flussüberquerung schien unmöglich - in einen Canyon kamen immer neue Schlammmassen angepoltert, gemischt mit Riesensteinen in  grosser Geschwindigkeit und eine Überquerung war an keiner Stelle möglich. Es kam noch einwe weitere Gruppe von polnischen Bergsteigern hinzu, die einen apatischen Bergfreund helfen mussten, der kaum noch konnte.  Die Lösung für die Überquerung war schließlich die, so lange große und auch sehr schwere  Steinbrocken an die  schmalste  Stelle zu werfen,  bis ein Übergang halbwegs mit Zwischenschritten gewagt werden konnten. Aber auch dann war die Überquerung eine Konzentrationssache, denn man durfte auf keine Fall  wegrutschen.  Für die  erste Nacht wurde uns dann im base camp freundlicherweise Liegen  in einem Kuppelzelt angeboten, wo auch ein völlig entkräftetes Gruppemitglied untergebracht wurde, denn unser Gepäck von Maultiertransport konnten wir erst am  nächsten Tag lokalisieren, um eins unserer Zelte aufzubauen.
   

Im Bascamp Plaza de Mulas bauten wir  am 4.2.  unser kleines Zelt auf und richteten uns für die nächste Zeit ein, um uns von da aus ordentlich zu  aklimatisieren.
Veschiedene Touren in  die benachbarten Gletscher und Höhenlagen dienten dazu.

base camp plaza de Mulas

unser base camp Zelt

Dort machte  ein schnelles Gehen schon Mühe. Zum Kochen von Tee und in Mendoza gekaufter Fertiggerichte  benutzten wir einen Gaskocher. Für weiter oben hatten wir noch den Benzinkocher Whisperlite und Benzin bei uns.  Wir bekamen dann aber im Basislager auch noch von  AMC  heisses Wasser, so dass das Leben dann etwas leichter wurde.
Gegenüber  2007 hatte sich die  Gegend dahingehend geändert, dass am basecamp bis hinauf  ins Lager Alaska  kaum Schnee zu sehen war.
Ein zienmliches Handycap, denn wir hörten, das am nächsten Lager  Canada kein Trinkwasser  zu finden war oder aufbereitet werden  konnte.
Es musste dann im weiteren  von uns den Berg hinaufgetragen werden für Teewasser und  zum Essen kochen.

Die nächsten Tage erfolgten Aklimatisierungstouren in die Umgebung und hoch und bereits Gepäcktransporte (am Ende insgesanmt 3) ins nächst höhere Lager  Canada (5050 m). Ein mal sind wir bei einer Gletschertour fast vom  Base camp während  eines Gewitters von einem  anschwellenden schlammigen Gletscherfluss
daran gehindert worden zurück zu unserem Zelt zu kommen.
Wir mussten 3 mal mit  Materialtransporte und einem Zelt in das nächst höher camp "Canada", 5050 m steigen. Auch Trinkwasser musste hochgebracht werden,
denn es gab weder ein Rinsal noch Schnee zum Schmelzen,  um Teewasser zu gewinnen.
An eine weiteren Tag  galt es  das komplette Gepäck von "Canada" bis zu Lager Nido des Condores. 5500 m. hochzuschleppen, eine der härtesten Etappen.
Im base camp war es schwierig, ein Zelt mit laptop und Internetanschluss zu finden, wo wir zu einer soliden Wetteraussage kamen.
Das Wetter sah meist heiter aus aber lange Zeit gab es noch Gipfelstürme. am 15. Tag sollte es fast windstill sein.

Einer der vielen Aufstiege (Materialtransporte) die 500 Höhenmeter
hoch zum camp Canada (5050 m)


Immer wieder Begegnungen mit Bergfreunden (von Kreta/Griechenland )
die wir schon gut kennengelernt hatten.                                      vorn Peter


camp Canada
Kartenstudium
Das Lager Nido de Condores  liegt auf einen Plateau mit fantastischer Aussicht  nach Norden, Osten und Westen und auf  den weiteren Aufstieg zum Gipfel des Aconcagua in Richtung der nächsten 2 Höhenlager. Zur Erzeugung von Trinkwasser  musste Schnee von einem Hang am Rand des Lagers  geholt werden. Das Schmelzen von Wasser für Tee und Getränkvorrat und Fertignahrung dauerte dadurch erhebliche Zeit. Es gab noch eine verborgene Stelle in östliche Richtung hinter einigen Felsen verborgen in einem verreisten Gletschersee. Von dort Wasser heran zu holen bedurfte es eines Fußmarsches von  2 Stunden (hin und zurück). Wir nutzten aber auch diese Möglichkeit. Peter war dadurch für Stunden am Schneeschmelzen und Wasser kochen. In dieser Höhe soll man täglich  pro Mann
mindestens 4 eigentlich sogar 5 Liter zu sich nehmen, um keine Höhenkrankheiten zu erleiden.
Das war uns sehr wohl bekannt.
Wir entschieden uns jedooch aus gesundheitlichen und Sicherheitsgründen nicht  wie geplant unser Zeltlager in das Camp Berlin oder Colera einzurichten und danach von dort aus den ca. 900 m Aufstieg noch zu absolvieren. Obwohl nun gut akklimatisiert, waren die Nächte auf 5500 m trotz fehlender Anstrengung für mich  gelegentlich atmungsmäßig problematisch und diente kaum der Erholung, das war ein Grund.  Am 15.2. brachen wir schließlich nach oben auf mit dem Ziel, so hoch zu steigen, wie wir kommen aber auf  jeden Fall bis zum Lager  Berlin und Cholera und zur magische Linie 6000 m, und schließlich wieder nach Nido de Condores zum Zelt zurückzukehren. Dies gelang dann auch.

camp Berlin 5930 m mit Schutzhütten aber nur zur  Deponierung von Gepäck geeignet Aussichtspunkt am camp Berlin; hinten links (Sattel) Aufstieg  zu camp Colera
Aussichtspunkt am camp Berlin
camp Cholera
Bericht . Edgar Nönnig 04.04.2018


Zitate aus Internet und Bergliteratur:
Auch bei gutem Wetter (im Sommer) herrschen in der Nacht in 5.000 m. ü. d. M. Temperaturen von -20° C (-0,4º F). Auf dem Gipfel herrscht durchschnittlich eine Temperatur von -30° C (-22º F).

Bis zum Jahr 2009 hatte die Zahl der jährlichen Kletterer 3700 erreicht, eine Verzehnfachung.
Es wird angenommen, dass etwa 30% der Kletterer erfolgreich den Gipfel erreichen, die überwiegende Mehrheit sind junge Männer in ihren 20ern oder 30ern und über 10% der Bergsteiger sind weiblich.

weitere Feststellungen:
Während die Gebühr für das Permit 2007 noch 333$ betrug, kostete  2018 die Besteigungs-Genehmigung  zur Hauptsaison 800 $
und in der Nebensaison 580
$.


Die Schneeauflage auf der Strecke  Plaza de Mulas bis zum Aufstieg zum Lager Berlin war 2007 noch deutlich  aber 2018 dann sehr gering.
Speziell hatte das dadurch Auswirkung auf die  Trinkwassergewinnung im Camp Canada. Das früher vorhandene  Rinnsal mit relativ  schmutzigen Wasser  war während unserer  Zeit versiegt.  Man musste Wasser  mitbringen oder  bei entsprechenden Kondition gleich noch  weitere 500 Höhenmeter weiter aufsteigen.
und auf das Lager verzichten.

zurück/weiter  zur Bergseite E.Nönnig
zurück zur Altenburger Bergseite
zurück zu  thonhausen.de