Bergunternehmung
Kaukasus - Kasbek (Georgien)
zurück Rainer Bauch, Wehr/Baden Edgar Nönnig, Thonhausen/Thüringen Fotos A=Kasbegi Der Kasbek (5047 m) befindet sich an der Grenze zwischen Georgien und Russland ( Nordossetien) auf dem Kaukasushauptkamm. Er ist von beiden Seiten besteigbar, aber aufgrund der Infrastruktur besser von Georgien aus. Bereits im Jahr 2010 hatte ich den Nordkaukasus in Georgien allein besucht und diesen Berg in Augenschein genommen und war dabei zu einer Erkundungswanderung bis nahe an die meteorologische Station auf 3700 m aufgebrochen. Der Berg war für mich optisch noch faszinierender als der 5642 m hohe Elbrus im naheliegenden Russland, den ich im Jahr 2004 mit meinem Bergfreund Heinz Göbel schon bestiegen hatte. Die metereologische Station war für mich zum damaligen Zeitpunkt mit Wanderschuhen über den Gletscher nicht erreichbar. Es ist auch schon lange keine meteorologische Station mehr, sondern wird als Berghütte benützt, was uns aber erst in diesem Jahr richtig klar wurde. Man muss sich aber sehr überlegen, ob man als Naturliebhaber einen kaum zu übersteigernden Kontrast an Minimalhygiene und - ästhetik hinzunehmen bereit ist. Außerdem muss die Anmeldung aufwendig in Tbilisi erfolgen, es sei denn man schließt sich einer organisierten Tour an. Auf jeden Fall hat der bunkerartige Bau nichts mit z.B. einer Alpenhütte gemein. Einen Riesenvorteil hätte/hat die Unterkunft aber schon. Man spart beim Aufstieg zum 5000er Gepäck, weil man kein Zelt schleppen muss. ehemalige metrologische Station Im August 2013 brachen mein Bergpartner Rainer Bauch und ich gemeinsam auf, um den Berg Kasbek zu besteigen. Die Zeit war knapp bemessen, weil wir nur einen Wetter - Reservetag eingeplant hatten. Die Nutzung der Hütte hatten wir nicht vorgesehen, man mussten dafür aber einen gehörigen Anteil von Zusatzgepäck auf die Schultern satteln. Dazu gehörte Zelt, Unterlagen, Kocher, Benzin. In meinem Fall standen mir abzüglich An-und Abreisetage+ ein Einlauftag mit einem Wetterreservetag nur 5 Tage zur Verfügung. Der Wetterreservetag musste schon vertan werden, als am Aufstiegsmorgen von unserem Quartierort Kasbegi Gewitterstimmung in Bergrichtung zu sehen war und dann auch Regen aufkam: Unser Aufstieg begann ab dem Sattel der Dreifaltigkeitskirche Zminda Sameba ( Weltkulturerbe) in ca. 2100 m. Auch der erste Aufstiegstag musste abkürzt werden, denn am Nachmittag begann es kurz vor einer Wildbach/fluß-Überquerung in 2900 m Höhe wieder zu regnen, so dass wir spontan und vorzeitig das Zelt aufbauen mussten, obwohl noch Zeit war weiter zu steigen. Die Aufstiegs - Etappe 2 war bis zu einer Höhe von ca 3900 m geplant, fiel dadurch kürzer aus. Wir zelteten an der Berghütte Bethlemi (vormaliger meteorologische Station 3680 m ). Das Gewicht, das wir bis hier her zu tragen hatten, hatte mir schon Energie geraubt, so dass ich nicht gleich in der darauffolgenden Nacht den Gipfelaufstieg über einen Höhendifferenz von ca. 1400 Höhenmeter anschließen konnte sondern noch einen Höhen - Akklimatisationstag und Erhohlungstag brauchte, den wir nicht mehr hatten. Mein Bergpartner Rainer hatte aber die Energie und startete in der Nacht um 3 Uhr zum Gipfelaufstieg allein. So ganz allein war er allerdings nicht, denn zur gleichen Zeit waren mehrere Gruppen und Einzelpersonen unterwegs. Das Wetter war optimal, relativ warm. und den ganzen Tag fast windstill. Eine hervorragende Leistung von ihm, zumal er auch zu den wenigen "Älteren" gehört die sich das mit 60 noch antun. Er erreichte auch den Gipfel. Unterwegs kombinierte er sich noch mit anderen Bergsteigern. Ich selbst nutzte den Tag lediglich nur noch zu einem Aufstieg zu den sogenannten Kreuzen in etwa 3860 m Höhe. Zeitlich hatte ich ja nicht mehr den den Reservetag am folgenden Tag ebenso den Gipfel noch zu erreichen. Weiterhin war ich konstitutionell nach dem schweren Gepäckaufstieg nicht in der Lage die 1400 m bis zum Gipfel in einem Ritt durchzuziehen. Wir mussten ja aus zeitlichen Gründen am Sonnabend voll absteigen um am Sonntag mit dem Marschrouttaxi nach Tiflis zurückzufahren und am Montag morgen nach Deutschland zurückzufliegen. Am nächsten Morgen hörten wir Regen auf unserem Zelt und beim Rausschauen sah es sogar nach Dauerregen aus. Erfreulicherweise ändert sich das Wetter gelegentlich im Gebirge auch manchmal schnell und wir konnten doch im Trockenen und am Ende sogar bei Schönwetter bis zur Ausgangsstelle oberhalb von Gargeti absteigen. Zusammenfassung: Sa. 10.08. Flug Berlin - Tiflis So. 11.08. Fahrt Tiflis - Kasbegi mit dem Marschrouttaxi, Unterkunft guest house bei Familie.(15 Euro/Nacht+Frühstück) Mo. 12.08. Eingeh- und Akklimationstour Kasbegi-Gargeti-Zminda Sameba auf 2170 m Di. 13.08. Geplanter erster Aufstiegstag musste wegen Gewitter am Morgen verschoben werden. Dafür Jeepfahrt nach Juta im SNO-Valley und 3-4 h Talaufstieg in Richtung Chaukhi Pass ca 3000 m Mi. 14.08. Erster Aufstiegstag oberhalb Gargeti (2100 m) bis vor Flußüberquerung (2900 m) Do. 15.08. Zweiter Aufstiegstag bis Bethlemi-hut (ehem. metereologische Station , 3680 m) Fr. 16.08. Dritter Bergtag, Rainer auf Gipfel. ich selbst kleine Exkursion bis auf 3860 m Sa. 17.08. Abstieg bis auf 2100 m (mit Jeep bis zur Unterkunft auf 1800 m ) So. 18.08. Fahrt nach Tiflis Mo.19.08. Rückflug Deutschland Fazit: Als 2 Mann - Tour, wie immer alles selbst organisiert, zumindest zu 50% erfolgreich, betrachtet man die Erreichung des Gipfels. Auch für mich war es gegenüber 2010 eine Leistungsverbesserung. Ich muss aber noch ein weiteres mal zum Kasbeg zurückkehren, um vor allem bei mehr Zeit meine Chancen zu nutzen. Die Bergerlebnistour (auch Foto-Ausbeute) war sehr zufriedenstellend. In einem solch urigen Land und gewaltigen Gebirgsmassiv wie den Kaukasus produziert eine solche Aktion intensivste und unvergessliche Erlebnisse. Bemerkung: Im Vergleich zu 2010 (damals Juli, diesmal August) waren unvergleichlich mehr Bergaspiranten mit unterschiedlichen Randbedingungen unterwegs. Viele junge Leute aus vor allem Polen, Tschechien zieht der Berg, vor allem weil Georgien für EU-Bürger finanziell attraktiv ist. Für unsere Generation von Bergsteigern war meist der Stil verbreitet, Berge nahezu komplett mit eigener Logistik und -kräften zu bewältigen. Zunehmend werden Bergbesteigungen trendmäßig auch unter Nutzung von Service-Leistungen wie etwa Gepäcktransport mit Tragetieren erleichtert, was bei klassischen Betrachtungsart den sportlichen Wert der Besteigungen freilich mindert. Weiterhin bieten eine Reihe von Bergagenturen gegen gute Bezahlungen ihre Leistungen an, die dem "Gipfelstürmer" viele Mühen und auch Verantwortung, die eigentlich dazugehören, abnehmen. Diese Tendenz war hier leider auch festzustellen. Fotos . |